SCD: Weltweites Tanzvergnügen

In Schottland gibt es noch eine lebendige Volkstanz-Tradition. Scottish Country Dancing (SCD) lernen die Kinder dort schon in der Schule. Im ganzen Land gibt es SCD-Gruppen, in denen jung und alt zusammenkommen, um diese Tradition zu pflegen - und natürlich, um gemeinsam Spaß zu haben, zu flirten, sich sportlich zu betätigen und sich zur Musik zu bewegen.

Der Umgang miteinander ist beim SCD sehr ungezwungen. Anders, als wir es z.B. von Tanzschulen und Tanzsportvereinen in Deutschland kennen, steht das fröhliche Miteinander im Vordergrund. Feste Tanzpartner sind unüblich - oft wird jeder Tanz mit einem anderen Partner getanzt. So braucht sich niemand vor einem Mauerblümchen-Dasein zu fürchten! Ohnehin sind die meisten schottischen Tänze so angelegt, dass man in ihrem Verlauf verschiedene Mit-Tänzer antanzt, umrundet oder dreht.

SCD kommt zwar aus Schottland, ist aber nahezu weltweit verbreitet. Bei der jährlich stattfindenen SCD Summer School in St. Andrews haben wir schon Tänzer aus den USA und den Niederlanden, aus Spanien, Australien, Kanada, Neuseeland, Japan, Frankreich, Russland, der Ukraine, Schweden, Belgien und Italien getroffen. In Deutschland gibt es über 50 Schottentanz-Gruppen, viele davon im Rheinland und im Ruhrgebiet. Einige Gruppen richten Bälle oder Tanzabende aus, sogenannte "Social Dances", zu denen andere Gruppen eingeladen werden. Zu den größten und bekanntesten Bällen kommen Teilnehmer aus vielen Ländern, manchmal sogar von verschiedenen Kontinenten.

SCD: Tanzen von Kopf bis Fuß

Beim SCD gibt es über 50 verschiedene Tanzfiguren. Diese lassen sich nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten zu immer wieder neuen Tänzen kombinieren. Und das wird auch getan: Neben alten, überlieferten Tänzen gibt es auch solche, die von begeisterten Schottentänzern einfach zum Vergnügen oder für einen bestimmten Anlass ausgeklügelt werden. Jedes Jahr kommen so neue Tänze hinzu. Es kann also niemals langweilig werden beim SCD! Insgesamt sind im Laufe der Zeit wohl einige Tausend Tänze entstanden.

SCD ist nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls aus Schottland stammenden Highland Dancing oder Ceilidh (sprich: Keilie)- Tänzen. Highland Dancing wird einem Publikum von Solotänzern oder kleinen Gruppen zu Dudelsack-Musik vorgetanzt. Diese Tänze gehen mit einer anstrengenden Beinarbeit und kraftvollen Sprüngen einher, getanzt wird auch - wie beim Ballett - auf den Spitzen.

SCD dagegen wird in Gruppen zu meist drei oder vier Paaren (Set) getanzt, die sich als Gasse aufstellen - einige wenige Tänze werden im Square getanzt. Typischer Weise wird die Tanzmusik von Fiedeln, Akkordeon, Flöte und/oder Klavier gespielt. Das trifft auch für die deutlich weniger Ceilidh-Tänze zu, überwiegend Kreistänze, die auf großen Tanzveranstaltungen kurz erklärt und dann von allen getanzt werden.

SCD ist eine recht sportliche Angelegenheit. Es wird viel gehüpft, gedreht und gesprungen. SCD ist getanzte Lebensfreude! Gleichzeitig werden Kondition, Koordination und Gleichgewicht gefordert und gefördert. SCD ist aber auch Kopfarbeit: Sich die Figuren und deren Reihenfolge zu merken, erfordert Konzentration und trainiert das Gedächtnis. Zum SCD gehört außerdem eine eigene Schritt-Technik, die man mit der Zeit erlernt. Ein wenig Ausdauer und Geduld sollte man schon mitbringen, wenn man schottische Tänze lernen will. Aber man wird auch durch reichlich Spaß für seine Mühen belohnt.

Beim SCD gibt es sehr anmutige Tänze auf Musikstücke in einem langsamen Tempo (Strathspeys) und schnelle, lebendige (Reels, Jigs, Hornpipes). Nachdem man bei einem Reel so richtig aus der Puste gekommen ist, tut es gut, bei einem Strathspey wieder einen Gang 'runter schalten zu können.

Natürlich klappen Tänze nicht immer auf Anhieb; beim Schottentanz gibt es daher viel zu Lachen. Zum Glück sind fortgeschrittene Tänzer geduldig und hilfsbereit! Nach etwa einem dreiviertel Jahr kann man schließlich seine Kenntnisse auf einem der vielen schottischen Tanzbälle erproben. Die "Ladies" werfen sich dazu am liebsten mit weit schwingenden Röcken oder Kleidern in Schale und auch bei den Herren ist "weit schwingend" sehr beliebt: Auf Bällen bekommt man zahlreiche Kilts zu sehen. Übrigens gehört zur Etikette des SCD, dass man seinen Tanzpartner und die Mittänzer freundlich ansieht, möglichst anlächelt. Das trägt sicher zu der schönen Atmosphäre der Übungsabende und Bälle bei.

SCD im Netz

Mittlerweile gibt es zahlreiche Webseiten, die sich schottischen Tänzen und ihrer Geschichte widmen. Auch zur Tanztechnik und Figuren gibt es zahlreiche Quellen im Netz. Es gibt sogar ganze Datenbanken, in die mit großem Aufwand Beschreibungen schottischer Tänze eingepflegt wurden. Anselm Lingnau aus Frankfurt hat mit dem "Strathspey Server" die weltweit umfangreichste Sammlung schottischer Tänze aufgebaut. Mit wenig Aufwand kann man sich dort in ein paar Minuten ein ganzes Ballprogramm zusammenstellen. Noch vor wenigen Jahren hätte man dafür mehrere Tage gebraucht ... Danke Anselm!

Sogenannte "Cribs" (Kurzbeschreibungen) und "Pillings" (eine spezielle Symbolschrift) machen es möglich, schottische Tänze unmissverständlich zu beschreiben, sie ins Netz zu stellen oder per Email zu verschicken. (LINK!)

Außerdem gibt es zu immer mehr Tänzen Videos im Netz. Fündig wird man z.B. im Strathspey-Server oder bei youtube. Da man das Tanzen durch "Abgucken" am besten erlernt, ist das eine großartige Hilfe.

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